Einmal im Jahr wird Frankfurt am Main zum Wallfahrtsort für Fans des koreanischen Kinos aus ganz Deutschland. Das vielseitige Programm lockt jährlich aber nicht nur Kenner, sondern auch neugierige Kinobesucher, die „durch Zufall“ vom Filmfestival erfahren, in die Säle. Zum inzwischen zwölften Mal öffnete das Koreanische Filmfestival in Frankfurt vom 25. bis 29. Oktober 2023 seinen Vorhang und ließ das Publikum mit insgesamt 30 Spiel- und Animationsfilmen in die Welt des koreanischen Films eintauchen. Anlässlich des 140-jährigen Bestehens der deutsch-koreanischen diplomatischen Beziehungen stand das Festival unter dem Motto „Begegnungen und Beziehungen“.
Ich selbst war sechs Jahre lang Mitglied des Organisationsteams. Einiges hat sich verändert, aber viel Bewährtes ist auch beim Alten geblieben.
Seit einigen Jahren nun schon dienen das CineStar Metropolis und das Kino Eldorado als Veranstaltungsorte. Wie üblich fand die Eröffnung am Mittwochabend in den Räumlichkeiten des CineStars statt. Neben der Vorführung der Komödie Killing Romance (킬링 로맨스, 2023) und den beliebten Goodiebags gab es darüber hinaus eine gesangliche Darbietung der Opernsängerin und Musicaldarstellerin Sun Seo.
Das Filmfestival ist dafür bekannt, neben Blockbustern auch Independent- und Animationsproduktionen aus Korea eine Bühne zu geben. So stand der Donnerstag mit Gyeong-ah’s Daughter (경아의 딸, 2022) und Mother Land (엄마의 땅: 그리샤와 숲의 주인, 2022) ganz im Zeichen dieser Filme. Am Freitagabend stimmten der Klassiker A Tale of Two Sisters (장화, 홍련, 2003) und The Fifth Thoracic Vertebra (다섯 번째 흉추, 2022) optimal auf das bevorstehende Halloween ein. Die größten Highlights erwarteten die Zuschauer am Sonntag. Nachdem es die letzten Jahre nicht möglich war, prominente Personen einzuladen, konnte das Festival in diesem Jahr gleich zwei Gäste in Frankfurt begrüßen: Schauspieler Teo Yoo und Regisseurin Shin Su-won.
Teo Yoo spielt die Hauptrolle in Past Lives (2023), einem Film über eine besondere Freundschaft, die in der Kindheit begann und mit Umwegen bis ins Erwachsenenalter anhält. Als das Q&A mit Yoo über die sozialen Medien von Project K (dem Verein hinter dem Festival) bekannt wurde, war der Film nach kürzester Zeit ausverkauft. Ich hatte das Glück, eines der begehrten Tickets zu bekommen. Da Teo Yoo als Sohn einer Gastarbeiterfamilie in Köln geboren und aufgewachsen ist, konnte die Frage- und Antwortrunde auf Deutsch abgehalten werden. Der sympathische Schauspieler zeigte sich bei der Beantwortung der Fragen sehr offen und ehrlich, was seinen bodenständigen Charakter unterstrich.
Shin Su-won ist die Regisseurin des Films Hommage (오마주, 2022), für den sie u.a. die Auszeichnung „Female Filmmaker of the Year“ erhielt. In ihrer Q&A-Session beantwortete sie spannende Fragen zum Leben als koreanische Regisseurin, worüber auch Hommage handelt. Noch immer ist es für Frauen viel schwieriger, im Vergleich zu ihren männlichen Kollegen, in Korea als Regisseurin Fuß zu fassen. Deshalb finde ich es sehr besonders und wichtig, dass Shin in ihrem Film genau darauf aufmerksam macht.
Wie in jedem Jahr gab es auch 2023 wieder ein buntes Rahmenprogramm zum Mitmachen und Kreativ werden. Anders als in den Jahren zuvor sind die Stände ein Stockwerk höher gezogen, sodass sich alle Festivalaktivitäten nun im 2. Stock des Cinestar Metropolis auf der Empore abspielten. Bewährte Klassiker wie die Hanbok-Anprobe, koreanische Spiele und der Basteltisch zur Gestaltung von Fächern durften natürlich nicht fehlen und wurden auch in diesem Jahr besonders gut angenommen. Aber es gab auch einige Neuheiten: Bei einem Quiz konnten Besucher ihr Wissen über die koreanische Filmwelt unter Beweis stellen und tolle Preise gewinnen. Außerdem gab es zum ersten Mal auch eigenes Festival Merch zu kaufen, wie T-Shirts, Schlüsselbänder, Sticker, Notizblöcke und vieles mehr.
Der beliebte K-Pop-Dance-Contest fand nicht wie gewohnt im CineStar Metropolis statt, sondern ist in den Saalbau Gallus umgezogen. Anders als zuvor bestand die Jury neben drei ausgewählten Choreograph*innen diesmal aus zusätzlich 100 Personen, die sich zuvor ein Ticket zum Voten besorgen konnten. Neben den Gewinnern aus den Kategorien „Solo“ und „Gruppe“ wurde auch der beste „Backup Dancer“ und das „Best Team Outfit“ gekürt. Zur Freude aller traten die vier Jungs von TIOT, bekannt aus der Survival Show Boys Planet, als Surprise Act auf. Sie waren anlässlich des K-Crescendo-Konzerts zur Feier der 140-jährigen diplomatischen Beziehungen in Frankfurt, bei welchem ich mich selbst von der fröhlichen und positiven Art der Gruppe überzeugen konnte.
Natürlich durfte neben dem Wettbewerb auch das K-Pop Random Dance Play nicht fehlen. Auf die hungrigen Tänzer*innen und ihre Freunde warteten koreanische Leckereien an den Street Food Ständen und Erinnerungsfotos wurden fleißig in einem der frei zugänglichen Fotoautomaten mit Sofortausdruck geschossen.
Es freut mich sehr, dass das Festival nach all den Jahren noch immer stattfindet und auch die Pandemie überstanden hat. Aus eigener Erfahrung weiß ich, wie viel Arbeit dahintersteckt und oft in Vergessenheit gerät, dass die Mitglieder des Vereins Project K alle ehrenamtlich tätig sind. Ich finde es beachtlich, dass trotz der gesunkenen Anzahl an aktiven Kernmitgliedern und Helfer*innen (zu meiner aktiven Zeit waren es deutlich mehr) das Festival nicht an Qualität verloren und sogar viele neue Angebote hinzugewonnen hat. Deshalb möchte ich an dieser Stelle ein großes Lob an das gesamte Team aussprechen – macht weiter so!
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