Am 09. Oktober vorletzten Jahres besuchte ich die demilitarisierte Zone (DMZ), die die koreanische Halbinsel an dem 38. Breitengrad teilt. Die etwa 250 Kilometer lange und vier Kilometer breite Zone birgt in ihrem Zentrum die Demarkationslinie, welche seit dem Waffenstillstandsabkommen vom 27. Juli 1953 als offizielle Grenze zwischen Nord- und Südkorea fungiert.
Obwohl die DMZ oftmals als gefährlichste Grenze der Welt bezeichnet wird, ist sie als einer der geschichtsträchtigsten Orte Koreas ein wahrer Touristenmagnet und zieht jährlich bis zu 1,2 Millionen Besucher an.
Vor der Tour: Strenge Kontrollen
Ein Besuch der DMZ ist nur in Form einer vorab gebuchten Tour und in Begleitung eines Reiseführers erlaubt. Daher hatte ich einige Wochen zuvor eine begleitete Tour gebucht und wurde vormittags zusammen mit meiner Reisegruppe von einem Bus abgeholt.
Doch bevor es losging, wurden zunächst sämtliche Reisepässe eingesammelt, um diese später der koreanischen Armee zu überreichen – denn ohne ein gültiges Ausweisdokument ist das Betreten der DMZ nicht gestattet.
Start der Tour: Imjingak Park
Der erste Stopp unserer Reisegruppe war der Imjingak Park am Rande der Stadt Paju-si. Der Park kann auch ohne gebuchte Tour und Grenzkontrollen besichtigt werden, jedoch ist aufgrund der schlechten geographischen Anbindung eine Bustour zu empfehlen.
Der Imjingak Park wurde im Jahr 1972 errichtet und dient als Gedenkstätte für diejenigen, die während der Teilung Koreas von ihren Familien und Freunden getrennt wurden. Hier finden Besucher Denkmale, Monumente sowie Relikte des Korea-Krieges und können Zeuge der symbolträchtigen Freiheitsbrücke werden – eine ehemalige Eisenbahnbrücke, die Ende des Koreakrieges als Austauschort für 12,733 Kriegsgefangene genutzt wurde. Ihren Namen hat die Freiheitsbrücke daher erhalten, dass sie den Gefangenen den Weg nach Hause in die Freiheit ermöglicht hat.
Weiterfahrt zur DMZ
Als wir uns schließlich weiter der DMZ näherten und ich die ersten Soldaten in voller Ausrüstung an den Grenzposten positioniert sah, verspürte ich zunächst eine Mischung aus Aufregung und Ehrfurcht. Einerseits freute mich darauf, diesen historisch bedeutsamen Ort erleben zu dürfen und war zugleich bewegt und bedrückt von der spürbaren Spannung, die in der Luft lag.
Das erste Ziel innerhalb der DMZ war der dritte Angriffstunnel (제3땅굴), welcher im Jahr 1978 von südkoreanischen Truppen entdeckt wurde und etwa 1,6 Kilometer lang, zwei Meter hoch und zwei Meter breit ist. Der Tunnel wurde von Nordkorea gegraben und sollte vermutlich als Invasionsroute dienen. Heute ist er für Touristen geöffnet und bietet ein einmaliges und unvergessliches Erlebnis, in die koreanische Geschichte einzutauchen.
Es war ein sehr surreales Gefühl, gebückt und schon fast schleichend den beengten Tunnel hinabzusteigen. Nicht selten hörte man, wie sich jemand aus der Reisegruppe den Kopf an der niedrigen Decke stieß – doch zum Glück wurde man vor Betreten des Tunnels mit Schutzhelmen ausgestattet!
Ein Blick auf Nordkorea
Ein weiteres Highlight der Tour war die Aussicht vom Dora Observatorium (도라전망대) auf Nordkorea und das Grenzgebiet – ein Anblick, der mir die Sprache verschlagen hat.
Das Observatorium dient nicht nur als touristische Attraktion, sondern ist auch ein Symbol für die anhaltenden Bemühungen um Frieden und Versöhnung auf der koreanischen Halbinsel.
Mein Fazit: Ein unvergessliches Erlebnis
Ein Besuch der DMZ bietet eine einzigartige Gelegenheit, ein tieferes Verständnis für die komplexe Geschichte und die gegenwärtige Situation der koreanischen Halbinsel zu entwickeln. Für mich war es eine Erfahrung, die sowohl aufregend war als auch nachdenklich gestimmt hat.
Wichtige Hinweise für Besucher
Wenn man sich für einen Besuch der DMZ entscheidet, gilt es einige Hinweise zu beachten, um eine informative und sichere Tour zu gewährleisten:
- Buche vorab eine begleitete Tour, da der Zugang zur DMZ eingeschränkt ist
- Befolge zu jeder Zeit den Anweisungen deines Reiseführers
- Trage angemessene Kleidung und verhalte dich respektvoll
- Stelle dich auf strikte Sicherheitsvorkehrungen und Taschenkontrollen ein
- Vergiss nicht dein Ausweisdokument
- Mache nur Fotos an Orten, an denen es explizit erlaubt ist
- Der dritte Tunnel ist teilweise sehr eng und daher nicht für Besucher mit Klaustrophobie geeignet
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